Wenn ein Kreditnehmer ein Darlehen bei einem Kreditinstitut, üblicherweise eine Bank, aufnimmt, gibt es unterschiedliche Werte, die die Konditionen des Kredits beeinflussen. Unter anderem gibt es die Kreditlaufzeit, die den Zeitraum bezeichnet, der der Rückzahlung des Kredits gewidmet ist. Die Laufzeit, für die sich ein Kreditnehmer entscheidet, beeinflusst direkt die Zinsen, denn eine lange Laufzeit führt zusammen mit gleichbleibenden Zinsen zu einer höheren Gesamtbelastung.
Grundsätzlich gilt, dass bei einer kurzen Laufzeit für gewöhnlich der Jahreszins geringer ausfällt. Andersherum steigt der Effektivzins mit der Wahl einer längeren Laufzeit.
Für gewöhnlich ist die Länge bei kürzeren Krediten unter 60 Monaten der Jahreszins für Ratenkredite unverändert. Allerdings gibt es über diese Laufzeit häufig Zinserhöhungen durch die Kreditinstitute.
Bei einer langen Laufzeit steigen die absoluten Kosten für den Kredit, denn ein schnelles Abzahlen eines Darlehens bedeutet, dass im Laufe der Kreditlaufzeit das Darlehen schneller sinkt und daher auf einen kleineren Betrag Zinsen gezahlt werden müssen. Daher führt eine kurze Laufzeit bei gleicher Kreditsumme zu vergleichsweise hohen Tilgungsraten. Um sich als Kreditnehmer für die Laufzeit zu entscheiden, muss daher ein Kompromiss gefunden werden. Zum einen führt eine kurze Laufzeit zum Sinken des Jahreszins und damit fallen die Gesamtkosten für den Kredit niedriger aus. Zum anderen sollte der Tilgungssatz das Haushaltsbudget nicht zu stark belasten, damit der Kredit langfristig zurückgezahlt werden kann.
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Die Wahl der geeigneten Kreditlaufzeit kann durch die Höhe der idealen Rückzahlungsrate pro Monat ermittelt werden. Die finanziellen Rahmenbedingungen sind durch die generellen Haushaltsausgaben gegeben und sind daher stark vom Haushaltseinkommen des Kreditnehmers abhängig. Ein Kreditnehmer sollte daher zunächst das Einkommen und die Ausgaben, die regelmäßig und unregelmäßig anfallen, bestimmen. Die Differenz zwischen Einkommen und Ausgaben bestimmt den finanziellen Spielraum, der für eine Rückzahlung des Darlehens genutzt werden kann. Hierbei sollte unbedingt auf größere Ausgaben geachtet werden, die möglicherweise nur jährlich anfallen. Eine Möglichkeit, um diese Ausgaben besser einplanen zu können, ist, die großen Ausgaben auf Monate aufzuteilen, zum Beispiel könnte eine Kfz-Versicherung, die jährlich bezahlt werden muss, auf zwölf Monate aufgeteilt werden, wodurch für jeden Monat ein Schnitt der Kosten berechnet werden kann.
Nach dieser Haushaltsrechnung geht auch die Bank vor, um die Lebenshaltungskosten für eine angemessene Kreditlaufzeit zu bestimmen. Hierbei sollte der Kreditnehmer wahrheitsgemäß antworten, denn Falschangaben können die Rahmenbedingungen des Kredits beeinflussen und somit rechtliche Konsequenzen mit sich bringen.
Nachdem der Differenzbetrag berechnet wurde, sollte auch ein Puffer zur Sicherheit bei der Tilgung eingerechnet werden, da es immer wieder unerwartete Ausgaben gibt. Eine längere Laufzeit kann daher in Summe gesehen günstiger sein, da es nicht zu Tilgungsverzug oder sogar einer Schuldenfalle führt.
Zum Beispiel könnte das Haushaltseinkommen 2.000 Euro netto betragen. Die Lebenshaltungskosten betragen mit allen Kosten 1.600 Euro. Die Differenz der beiden Beträge sind 400 Euro. Das heißt 400 Euro stehen nach Abzug sämtlicher Kosten frei zur Verfügung. Für die Tilgung eines Kredits sollte ein Puffer abgezogen werden, zum Beispiel 150 Euro bis 200 Euro, wodurch eine Rückzahlungsrate von 200 Euro bis 250 Euro sinnvoll ist. Spontane Ausgaben können dann durch den Sicherheitspuffer gezahlt werden und man hat genug finanziellen Freiraum, ohne regelmäßig das Konto zu überziehen.
Auch wenn die Kreditlaufzeit die Ratenhöhe und die Zinsen beeinflussen, gilt weiterhin, dass die Bonität des Kreditnehmers einen wesentlich höheren Einfluss auf den Sollzins hat. Ansonsten gilt bei Umschuldung in ein günstigeres Darlehen, dass es eine Vorfälligkeitsentschädigung für den laufenden Kredit geben könnte. Möglicherweise lohnt sich eine Umschuldung nicht für jeden, obwohl die Zinsen nach Umschuldung niedriger ausfallen würden.
Die Laufzeit von Krediten kann bei wenigen Monaten beginnen und kann bis zu 120 Monate reichen. Bei einer Baufinanzierung sind auch wesentlich längere Laufzeiten möglich.
Im Normalfall muss keine jährliche Laufzeit gewählt werden, sondern es kann individuell in Monatsschritten entschieden werden, wie lange das Darlehen laufen soll. Zum Beispiel könnte sich der Kreditnehmer so für eine Laufzeit von 23 Monate oder 45 Monate entscheiden.
Rechnet man den gleichen Betrag, und die gleichen Zinssätze für einen Kredit, dann erhöht eine lange Kreditlaufzeit die Gesamtkosten des Kredits. Der Grund hierfür ist, dass sich die Raten reduzieren, die monatlich gezahlt werden können. Gleichzeitig wird der Kredit nicht so schnell abbezahlt, weswegen länger auf höhere Beträge Zinsen gezahlt werden müssen und so die Tilgung bei gleicher Rate nicht so schnell verläuft, da sich mit jeder Tilgungsverrechnung das Darlehen verringert. Sinkt die Summe des Kredits, dann steigt das Verhältnis bei der Tilgung zwischen dem Betrag, der lediglich die Zinsen zahlt, zu dem Betrag, der den Kredit tilgt.
Bei einer kurzen Laufzeit gilt im Umkehrschluss, dass das Darlehen schneller zurückgezahlt werden kann, die monatliche Rate fällt dann aber entsprechend hoch aus. Die Tilgung der Kreditsumme ist jeden Monat stärker, wodurch die zu verzinsende Darlehenssumme schneller reduziert wird.
Allgemein gilt, dass Darlehen mit einer Laufzeit über 120 Monate als Kredite mit langer Laufzeit bezeichnet werden. Ansonsten gibt es gängige Laufzeiten für Verbraucherkredite zwischen zwölf und 84 Monaten und in seltenen Fällen bis zu 96 Monaten.
Solche Kredite mit langer Laufzeit lohnen sich im Allgemeinen nur dann, wenn der Wert des finanzierten Objekts nach der Laufzeit nicht unter den Restschuldbetrag fällt. Zum Beispiel eignet sich ein Fernseher nicht für einen Kredit mit langer Laufzeit, da der Wert des Fernsehgeräts nach einer Laufzeit von zwei oder drei Jahren bereits unter der Restschuld des Kredits liegen würde. Teurere Objekte, die auch für längere Zeit verwendet werden, können sich hingegen lohnen. Das typische Beispiel dafür ist eine Immobilie. Allgemein kann hier festgehalten werden, dass eine lange Kreditlaufzeit auch mit einer hohen Finanzierungssumme einhergeht, da die lange Laufzeit zu niedrigeren Raten führt, die dem Verbraucher ermöglichen eine teure Anschaffung zu finanzieren, obwohl eine höhere Rate über einen kurz- oder mittelfristigen Zeitraum die Gesamtkosten des Kredits reduzieren können.
Neben den Darlehen für Immobilien sind auch Kredite für den Bau und Anschlussfinanzierungen, Sanierungsdarlehen und Renovierungsdarlehen mit einer langen Laufzeit sinnvoll.
Um einen Kredit über zehn Jahre zurückzahlen zu können, muss der Verbraucher sich bewusst machen, dass in der gesamten Zeit jeden Monat die Rate getilgt werden kann. Angestellte mit unbefristeten Arbeitsvertrag sind daher gut aufgestellt, um einen Kredit mit langer Laufzeit aufnehmen zu können. Selbständige sollten hingegen über Sicherheiten verfügen, zum Beispiel das Kapital des eigenen Unternehmens. Lebensversicherungen und Erwerbsunfähigkeitsversicherungen sind weiterhin als Kreditsicherheiten zu empfehlen.
Im Folgenden ist eine Beispielrechnung zum Vergleich zwischen kurzer und langer Kreditlaufzeit:
Für einen Kredit von 150.000 Euro möchten Sie 700 Euro monatlich tilgen und Sie erhalten einen Sollzins zu 1,75 % pro Jahr. Die Laufzeit mit Sicherung des Zinssatzes könnte bei 20 Jahren liegen. Aus diesen Zahlen ergibt sich eine Laufzeit von insgesamt mindestens 21,43 Jahren. Mit einer 20 jährigen Zinsbindung werden Anschlusskonditionen nötig, sollte die Restschuld nicht privat beglichen werden können. Nach diesen 20 Jahren könnten die Zinsen wegen eines angehobenen Leitzinssatzes gestiegen sein. Zum Beispiel steht der Referenzzins bei 3,25 % – da der Kreditnehmer allerdings nur noch eine Restschuld von 35.461 Euro hat, wird der erhöhte Zins keine großen Unterschiede für die monatliche Ratenzahlung ausmachen. In den ersten 20 Jahren müssten 617,68 Euro monatlich beglichen werden, nach den 20 Jahren würde sich die Tilgungsrate auf 669,19 Euro erhöhen, wenn eine Tilgung in 25 Jahren angestrebt wird. In Summe zahlen Sie dann 38.396 Euro über die gesamte Laufzeit.
Nun wird als Vergleich mit einer wesentlich höheren Kreditlaufzeit gewählt. Die Laufzeit des Kredits soll in diesem Beispiel 35 Jahre betragen. Die Zinskonditionen verbleiben gleich, so dass in den ersten 20 Jahren ein fester Zinssatz von 1,75 % angewendet wird. In dieser Situation werden lediglich 477,87 Euro monatlich zur Rückzahlung des Kredits und der Zinsen benötigt. Hier wird in den ersten 20 Jahren beinahe 140 Euro pro Monat weniger gezahlt. Nach der Laufzeit des Kredits beträgt die Restschuld 75.604 Euro.
Nach diesen 20 Jahren wäre selbst mit 5 % Zinssatz nur eine monatliche Rate von 597,87 Euro fällig, um eine Laufzeit von 35 Jahren zu erreichen. Die Zinskosten sind durch die lange Laufzeit aber höher, denn die Zinskosten werden nach diesen 35 Jahren 72.305 Euro betragen, sodass sich eine Differenz von 33.909 Euro ergibt.
Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass eine kurze Kreditlaufzeit meist ein günstiges Darlehen in der gesamten Summe ergibt. Eine kurze Laufzeit ist jedoch nicht immer die richtige Entscheidung, denn der Kreditnehmer sollte stets darauf achten genug Sicherheitspuffer einzurechnen, um die eigene finanzielle Belastung nicht zu überspannen. Die Entscheidung für die beste Laufzeit ergibt sich aus der Haushaltsrechnung, die Einkommen und Ausgaben gegenüber stellt. Der Differenzbetrag kann dazu genutzt werden, um das Darlehen zu tilgen. Zusammen mit einem Sicherheitspuffer erhalten Sie ausreichend Spielraum, um den Kredit über die gesamte Laufzeit monatlich zurückzahlen zu können. Ermitteln Sie darauf basierend die maximale Höhe der Raten, die Sie monatlich begleichen können. Basierend auf Zinssatz und Tilgungsrate kann zusammen mit der Kreditsumme die Laufzeit ermittelt werden.
Solange der Kreditnehmer seine Tilgungsraten monatlich tätigen kann, steht einem Langzeitkredit nichts mehr im Wege und eine Schuldenspirale kann umgangen werden.
Repräsentatives Beispiel gem. §6a PAngV: Bei einem Nettodarlehensbetrag von 10 000 Euro und einer Laufzeit von 72 Monaten erhalten ca. zwei Drittel aller Kunden einen effektiven Jahreszinssatz in Höhe von 7,22% (72 monatliche Raten à 171 Euro, gebundener Sollzinssatz: 6,99% p.a., Zinsbetrag 2.262 Euro, Gesamtbetrag: 12.262 Euro)
Effektiver Jahreszins min 0,68% - max 19,99%. Vertragslaufzeit min 1 – max 10 Jahre.